Viele fragen sich, ob sich ein Balkonkraftwerk lohnt – vor allem da die Stromausbeute in den Wintermonaten im Vergleich rapide sinkt. Ich zeige Ihnen ein paar Erfahrungswerte und Tipps von unserem eigenen Balkonkraftwerk.
Wie viel Ertrag lieferte unser Balkonkraftwerk im Winter?
Eckdaten:
- Gesamtleistung der Paneele: 740 Watt durch monokristalline Halbzellen
- 600 Watt Wechselrichter
- Montage auf einem Flachdach in Südausrichtung, ca. 30° Neigungswinkel
- Einkaufspreis: 700,00 €
Wintermonate Dezember 2022 bis März 2023
Produktion: 79,1 kWh
Unsere Stromkosten: 23,13 ct/kWh
Ersparnis: 18,29 €
In den Sommermonaten wurden über 282 kWh produziert, was ein Ersparnis von 65,22 € macht. Es gibt also einen beträchtlichen Unterschied zwischen der Rentabilität zwischen Sommer und Winter! Trotzdem sollte auch hier der Grundsatz gelten: Kleinvieh macht auch Mist. Die Gesamtproduktion in einem Jahr lag bei uns bei ca. 600 kWh. Die Investition würde bei 100 % Nutzung des erzeugten Stroms also nach ungefähr 5 Jahren Gewinn abwerfen – und das für voraussichtlich weitere 20 Jahre!
Bitte beachten Sie, dass dies nur eine Rechnung für unser Balkonkraftwerk ist. Die produzierten Mengen können je nach Standort und Region stark schwanken – das gilt auch für den Preis pro Kilowattstunde.
Außerdem setzt jegliche Berechnung voraus, dass die eingespeisten Strommengen auch alle im Haushalt verbraucht wurden oder mit einer Batterielösung aufgefangen werden, denn es gibt keine Einspeisevergütung für Balkonkraftwerke.
Einflussfaktoren auf die Stromproduktion im Winter
Anzahl der Sonnenstunden
Laut Statista bekommen wir in Deutschland pro Jahr ca. 1700 Sonnenstunden ab. Die Summe der Wintermonate Dezember bis März ergibt nur ungefähr 116 Sonnenstundenstunden, also effektiv eine sehr geringe Menge. Das spiegelt sich auch in meinen eigenen Daten wider:
Während es am Tag der Wintersonnenwende am 21. oder 22. Dezember nur ca. 8 Stunden hell ist, können wir uns im Februar schon an ca. 10 Stunden Helligkeit erfreuen. Dabei hat allerdings das Wetter einen sehr großen Einfluss.
Wetter und Schnee
Die Anzahl der Regentage bleibt zwar über das Jahr gesehen relativ konstant, aber die Bewölkung ist im Winter definitiv ein Faktor, der die Leistung von Solarzellen ordentlich dämpft. Kleines Trostpflaster: Eine geschlossene Schneedecke sorgt bei Sonnenschein für etwas höhere Erträge durch mehr Streulicht. Natürlich nur, wenn man seine Paneele vom Schnee befreit hat!
Falls der Schnee nicht mehrere Tage oder gar Wochen liegen bleibt, müssen Sie ihr Balkonkraftwerk nicht gleich vom Schnee befreien. Ob sie an dem Tag 0,1 oder 0,8 kWh machen spielt wohl kaum eine Rolle. Auch die Schneelast auf einem Dach sollte kaum höher sein, da die Module die Dachfläche ja nicht vergrößern, sondern nur ihr eigenes Gewicht (ca. 20 kg pro Modul) mitbringen.
Niedriger Sonnenstand und Verschattung
In den Wintermonaten steht die Sonne wesentlich tiefer, ungefähr 20° über dem Horizont (Im Sommer ca. 30°). Falls Ihr Balkonkraftwerk eine einstellbare Aufständerung hat, können Sie den Winkel erhöhen und so etwas mehr Sonnenlicht abgreifen.
Durch den niedrigeren Sonnenstand können Bäume oder andere Objekte die Paneele verschatten, obwohl das in den anderen Monaten kein Problem war. Klar ersichtlich ist so etwas an sehr sonnigen Tagen, an denen es einen Knick in der Leistungskurve gibt, der zur ähnlichen Uhrzeit immer wieder kommt:
Der Grund für die Verschattung bei uns ist hier ein Baum auf unserem Grundstück – allerdings nur im Herbst/Frühjahr und nur wenn die Sonne niedrig steht.
Ob nun Bäume, Wände oder das Nachbarhaus: Versuchen Sie bei der Standortwahl möglichst alle Faktoren einzukalkulieren! Eine nützliche Ressource dabei ist dieser Sonnenverlauf-Rechner.
Verschmutzung
Schmutzpartikel gibt es im Prinzip das ganze Jahr in der Luft. Während Pollen im Frühjahr eine regelmäßige Reinigung erfordern, so sind es im Winter eventuell Rußpartikel, wenn in Ihrer Gegend viel mit Öfen geheizt wird. Zum Glück helfen dabei die Niederschläge im Winter gut mit.
Sind niedrige Temperaturen ein Problem für Balkonkraftwerke?
Im Sommer machen die hohen Temperaturen nicht nur dem Mensch, sondern auch dem Balkonkraftwerk zu schaffen: Mit steigender Temperatur sinkt der Wirkungsgrad. Die tiefen Temperaturen in der Regel kein Problem für die Produktion.
Auch die Paneele und der Wechselrichter sollten den üblichen Temperaturen in Deutschland standhalten. Es reicht völlig aus, wenn Sie den Wechselrichter etwas geschützt an der Unterseite der Paneele montieren.
Achten Sie darauf, dass die angeschlossene Peripherie auch für den jeweiligen Bereich zugelassen ist. Zur Datenerfassung verwende ich beispielsweise den „myStrom WiFi Switch“, welcher nicht für den Außenbereich zugelassen ist. Daher erfolgte der Anschluss innerhalb des Gebäudes.
Mehr Panels – mehr Strom?
Im Prinzip ja! Sie können statt zwei auch drei oder mehr Paneele an ihren Wechselrichter anhängen. Zu beachten ist, dass trotzdem nur die maximale Leistung von 600 Wattstunden in das Stromnetz eingespeist wird. Durch mehr Panels können Sie allerdings auch bei nicht idealen Standortbedingungen und Umwelteinflüssen dieses Limit durchaus ausschöpfen. Sie sollten allerdings gut durchrechnen, ob sich die Anschaffung eines weiteren Panels nur dafür finanziell wirklich rentieren wird.
Lohnt sich nun ein Balkonkraftwerk?
Die Frage, ob sich ein Balkonkraftwerk finanziell lohnt oder nicht, hängt von einer ganzen Reihe an Faktoren ab:
- Der genaue Standort.
- Der Preis pro Kilowattstunde.
- Ob man den erzeugten Strom in der Zeit, in der er produziert wird, überhaupt verbraucht.
- Wie viel das Balkonkraftwerk kostet.
Wie Sie den Ertrag vor dem Kauf Ihres Balkonkraftwerks berechnen können, erfahren Sie in diesem Artikel:
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